Parodontitis (die Entzündung des Zahnhalteapparates) – Eine Volkskrankheit
Sowohl Herz-Kreislauferkrankungen als auch Diabetes, Rheuma oder Karies sind als sogenannte „Volkskrankheiten” bekannt und gefürchtet. Doch obwohl mehr als 2/3 aller Bundesbürger im Lauf Ihres Lebens an einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Form der Parodontitis leiden, ist der Öffentlichkeit über die häufigsten Ursachen und Folgen dieser Erkrankung nur sehr wenig bekannt.
Mit einer der Hauptgründe für diese Unwissenheit ist die Tatsache, dass eine Parodontitis im Gegensatz zu anderen entzündlichen Erkrankungen bis zum späten Stadium meist nicht schmerzhaft ist. Erst bei einer schon weit fortgeschrittenen Erkrankung treten die bekannten Folgen wie Zahnlockerung oder sogar Zahnverlust auf.
In Zeiten ständig steigender Kosten für Zahnersatz ist eine Aufklärung der Bevölkerung sehr wichtig, denn durch eine unerkannte / unbehandelte Parodontitis vorgeschädigter Zahnhalteapparat kann langfristig keinen Zahnersatz (Krone, Brücke, Teilprothese) tragen.
Bei mir, Zahnärztin Dr. Alexandra Thaler in Nürnberg, erhalten Sie eine individuelle Beratung zu diesem Thema.
Was ist eine Parodontitis und wie kann sie entstehen?
Die Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Durch die in der Mundhöhle vorhandenen Bakterien bildet sich im Lauf einiger Stunden ein Belag (Plaque) auf den Zahnoberflächen, am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen. Wird dieser Belag nicht regelmäßig und gründlich entfernt, dringen die Stoffwechselabbauprodukte dieser Bakterien ins Zahnfleisch ein und rufen die körpereigene Abwehr auf den Plan. Das Zahnfleisch reagiert auf diesen bakteriellen Angriff mit einer Entzündung; es rötet sich, schwillt an und zeigt im weiteren Verlauf eine erhöhte Blutungsneigung. In diesem Stadium spricht man von einer Gingivitis. Wird die Erkrankung in diesem Stadium erkannt und behandelt, kann sie restlos ausheilen.
Bleibt die Entzündung unerkannt und unbehandelt, dringt sie weiter in den Bereich des Kieferknochens vor, zerstört sie dort die Fasern, die den Zahn im Kieferknochen verankern, sowie den Kieferknochen selbst. In der Folge entstehen tiefere Zahnfleischtaschen, die wiederum eine ideale Wachstumsnische für weitere Bakterien darstellen. Ab diesem Stadium spricht man von einer Parodontitis. Diese Zahnfleischtaschen sind für die häusliche Reinigung mir der Zahnbürste nicht mehr zugänglich und müssen regelmäßig und „professionell” mit speziellen Instrumenten in der Zahnarztpraxis gereinigt werden.
Heute weiß man, dass es eine ganze Reihe von Faktoren gibt, die das Risiko für die Entstehung einer Parodontitis erhöhen können:
- Unzureichende Mundhygiene
- Rauchen
- Diabetes
- Osteoporose
- Ein geschwächtes Immunsystem
- Die Einnahme bestimmter Medikamente
- Hormonelle Veränderungen (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre)
Was weist auf eine Parodontalerkrankung hin?
Eine gesicherte Diagnose kann nur der Zahnarzt stellen!
Im Rahmen einer zahnärztlichen Kontrolluntersuchung kann der Gesundheitszustand des Zahnhalteapparates überprüft werden. Sollte diese Untersuchung einen Verdacht auf eine Parodontitis ergeben, ist es sinnvoll durch weitere Untersuchungen das Ausmaß der Erkrankung genau zu bestimmen. Diese Untersuchung umfasst:
- Messung der Tiefe der Zahnfleischtaschen
- Röntgendiagnostik zur Bestimmung des Knochenabbaus
- Tests zur Identifizierung der für den Knochenabbau verantwortlichen Bakterienarten
Obwohl eine Parodontitis meist lange völlig schmerzfrei bleibt, gibt es dennoch einigeWarnsignale, die auf eine Erkrankung des Zahnhalteapparates hindeuten:
- Zahnfleischbluten
- Rötung und Schwellung des Zahnfleisches
- Zahnfleischrückgang
- „Lange” und empfindliche Zahnhälse
- Dauerhafter süßlicher Mundgeruch und unangenehmer Geschmack in Mund
- Austreten von eitrigem Sekret aus den Zahnfleischtaschen
- Gelockerte Zähne
Sollten Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen bei sich entdecken, teilen Sie Ihre Beobachtungen bitte unbedingt Ihrem Zahnarzt mit, sofern er Sie noch nicht von sich aus darauf aufmerksam gemacht hat!
Was sind die Folgen einer Parodontitis?
Wie bereits beschrieben, führt eine unbehandelte Parodontitis durch die Zerstörung des Zahnhalteapparates und des Kieferknochens zu Zahnlockerung und schließlich zum Zahnverlust. Nur wenigen ist bewusst, dass bei einer solchen Erkrankung die Parodontitisbakterien über eine umgerechnet bis handtellergroße Wundfläche in den Blutkreislauf gelangen und sich im ganzen Körper verteilen. Viele Studien haben gezeigt, dass eine Parodontalerkrankung die Entstehung einiger Krankheiten begünstigen kann und ein hohes Risiko für das Herz-Kreislaufsystem darstellt. Unter anderem ist die Gefahr eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls deutlich erhöht. Darüber hinaus können diese Bakterien eine Arteriosklerose begünstigen, Herzklappen schädigen, Komplikationen bei Diabetes verursachen und das Immunsystem stark schwächen.
Parodontitis ist keine auf den Mund beschränkte Erkrankung, sondern stellt ein Gesundheitsrisiko für den gesamten Körper dar.
Wie kann man sich vor einer Parodontalerkrankung schützen und wie wird sie behandelt?
Grundsätzlich gilt:
Ein sauberer Zahn wird nicht krank!
Wo keine Bakterien und Beläge sind, kann auch keine Gingivitis oder Parodontitis entstehen. Aus diesem Grund ist die tägliche Mundhygiene zu Hause – richtig und sorgfältig durchgeführt – ein wesentlicher Bestandteil der Vorbeugung. Wie eine optimale Mundhygiene erreicht wird, erfahren Sie auch im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung. Regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt sind ebenfalls unerlässlich, um die Mundgesundheit langfristig zu erhalten.
Je früher eine Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto geringer ist der Behandlungsaufwand und umso größer die Erfolgsaussichten.
Ein weiteres sehr wichtiges Element der Vorbeugung von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen ist die „professionelle Zahnreinigung” (PZR), die in der Praxis von speziell geschultem Personal in individuell auf die Patientensituation zugeschnittenen Zeitabständen durchgeführt werden sollte.
Sollte bereits eine Parodontalerkrankung vorliegen, so müssen zunächst sorgfältig alle bakteriellen Beläge von den Zahnoberflächen und aus den Zahnfleischtaschen entfernt werden. Dies führt im Idealfall zur Beseitigung der Entzündung des Zahnhalteapparates und zu einer Reduktion der entzündungsbedingt vertieften Zahnfleischtaschen.
Da Patienten, die an einer Parodontitis erkrankt sind, in der Regel eine lebenslang erhöhte Anfälligkeit für bakteriell bedingte Entzündungen des Zahnhalteapparates aufweisen, sollte sich an eine erfolgreiche Therapie und zum Erhalt bereits erzielter Therapieergebnisse eine dauerhafte und regelmäßige Nachsorgetherapie anschließen!
Aber ganz abgesehen von den finanziellen Folgen durch Zahnverlust und den hohen Risiken für den gesamten Organismus durch eine Parodontalerkrankung muss eines ganz klar und deutlich gesagt werden:
Kein noch so guter Zahnersatz kann es mit den eigenen gesunden Zähnen aufnehmen!